WERBUNG 2000
Jazzplakate für den Veranstalter WALDSEE in Freiburg zwischen 1983 und 1994
– Format DIN A 2 – Ein- und zweifarbig. Druck: Kempf & Kammerer – Freiburg
Jazz fristet in Deutschland und in vielen anderen Ländern innerhalb der populären Musikszene wie auch als Teil der E-Musik leider ein Nischendasein. Aber überall sind nach der Gründung der BRD Jazzclubs, Jazzinitiativen oder kommunale Jazzhäuser entstanden. In Freiburg gab es zumindest seit Beginn der 70er Jahre einige kenntnisreiche Jazzliebhaber, die als Avantgarde die weltweit bekannten Größen der Musik einluden und die nationalen und regionalen Musiker ebenso förderten.
Wer den Jazz liebt, kennt alle populären und weltweit bekannten Solisten der Jazzszene wie Louis Armstrong, Charlie Parker, Thelonius Monk, John Coltrane, Don Pullen, Charles Mingus, Oliver Lake, Chet Baker oder Dizzy Gillespie und ist begeistert, wenn diese Musiker die Chance bekommen bei uns aufzutreten. Obwohl die meisten us.amerikanischen Solisten oder Gruppen sehr gerne in Europa ihre musikalische Kunst vorführen, ist es nicht immer einfach, die oder den Interpreten zu einem Auftritt auf kleinerer Bühne zu bewegen. Die Crew vom Waldsee wusste seit Eröffnung ihres Jazzlokals eine treue Fangemeinde hinter sich, die keinen Weg und kein Geld scheuten, um ihre Heroen-innen mit ihren Instrumenten live sehen zu können.
mehr lesenDas idyllisch an einem kleinen See gelegene ehemalige Ausflugslokal der Freiburger Bürger stand lange Zeit leer und wurde erst durch den Gastwirt und Jazzimpressario Heiner Hörnchen, seiner Frau Eva und Achim Schönwiese Anfang der Achtziger Jahre als Jazzclub wieder zum Leben erweckt. Neben der geräumigen Gaststube und der großen Terrasse zum See hin, gab es einen Saal, der fast 400 Personen aufnehmen konnte und der sich bald als der Anziehungsort für alle Jazzfreunde im Südwesten, der Nordschweiz und des Elsaß erwies.
Die Besten der Besten gaben sich im kleinen Freiburg ein Stelldichein: World Saxophon Quartett, Mingus Dynastie, Chet Baker, Don Pullen, Oliver Lake, Sun Ra, Irene Schweizer oder das Art Ensemble of Chicago. Es waren viele, viele mehr, die sich am Waldsee ein Stelldichein gaben. Wer sich in der Jazzszene auskennt, weiß, dass es Schwergewichte, Freigeister und Multitalente waren, die ihren jeweiligen Stil oder ihre musikalische Auffassung vor einem begeisterten Publikum zelebrierten.
Durch einen Zufall und mit ein wenig Nachhilfe unserer beider Kinder übertrug mir Heiner Hörnchen 1983 die gesamte Kommunikation des Jazzlokals, die ich bis Anfang der neunziger Jahre sehr gerne übernommen habe. In dieser Zeit entstanden schätzungsweise, ich weiß es nicht mehr genau, um die einhundert Plakate und Programme, die von mir damals mit Letraset, Handzeichnungen, Collagen und verfremdeten Fotografie über eine Reprokamera gestaltet wurden. Alles analog und mit Kopf und Hand ausgedacht und zur Drucklegung gebracht. Diese Plakate hingen überall in Freiburg und die Bild-Wortmarke WALDSEE, die ich entworfen habe besteht bis heute.
Ende der achtziger Jahre spannten die Veranstalter eine Leinwand über den See und zeigten gemeinsam mit dem Kommunalen Kino Klassikerfilme aus den Annalen der Filmkunst. Die Kinoplakate im Format 42 x 84 cm wurden ebenso von mir gestaltet, was für mich als Filmfreak ein besonderes Vergnügen bedeutete.
Ich saß in einem Ruderboot, tümpelte im See und genoss den Piratenfilm „Der rote Korsar“ aus meiner schwimmenden Loge und ging oft in den frühen Morgenstunden von der Wiere bis Herdern, wo wir damals wohnten.
Mein Honorar bestand aus freiem Eintritt und Königs Pilsener vom Fass. Hin und wieder ergab sich ein direkter Kontakt zu dern gastierenden Musikern-innen. Mit Chet Baker wie auch mit vielen anderen der für mich Unantastbaren konnte ich immerhin einige Worte wechseln. Chet Baker war allerdings bei seinem Konzert dermaßen von der Rolle, dass er dem süchtigen Tier in seiner Seele immer wieder belebendes Futter geben musste.
Plakate für Kultur, Kunst, Film oder Theater gelten vielen Grafik Designern als ein besonderer Ritterschlag und als besondere Auszeichnung auf ihrem Berufsweg. Die finanziellen Mittel, um das Budget einzuhalten, waren allerding immer begrenzt. Für Kommunikation war nur soviel wie notwendig Geld vorgesehen. Aber ich hatte freie Hand und konnte meine Ideen so umsetzen, wie ich es für richtig erachtete und hauchte jedem neuen Plakat meinen individuellen Stil ein. Auf diese Plakate bin ich stolz und denke gerne an diese Zeit zurück. Ich würde immer noch einiges dafür geben, wieder mal ein schönes Kulturplakat gestalten zu können.
Später habe ich Theaterplakate für die Aachener VHS, das Kleine Haus für Weltmusik, die Eichholzer Schlosskonzerte und die Rathauskonzerte Wesseling realisiert. Die Werbekampagne für die Kommunalwahl der Wesselinger Grünen waren lange Zeit die letzten Arbeiten in diesem Gestaltungsgenre. Für den Verein PHILOSOPHIEKUNST erschienen zwischen 2010 und 2021 sogenannte Beiblätter für Kunstführungen und Plakate für interne Veranstaltungen
STOP AIDS Kampagne
Als die AIDS Pandemie von den USA nach Europa schwappte und beträchtliche Teile der Bevölkerung infizierte, standen viele Gesundheitsexperten, Wissenschaftler und Politiker vor einer Aufgabe, von der sie nicht geglaubt hätten, dass eine derartige Immunschwächekrankheit in so kurzer Zeit so viele Menschen würde anstecken können, zu Pflegefällen werden ließ und schließlich nach kurzer Zeit zum Tode führen konnte.
Anfangs tappten alle im Dunklen und erst nachdem Forscher in aller Welt nach intensiver Forschung herausfanden, dass es durch Blutübertragungen verbreitet wurde und welche Risikogruppen besonders betroffen waren, konnte in allen betroffenen Ländern Maßnahmen entwickelt und auf breiter Ebene realisiert werden. Besonders gefährdet galten alle Menschen, die mit Bluttransfusionen versorgt wurden, homosexuell veranlagte Männer, Bluter oder Ärzte und Personal in Arztpraxen, Krankenhäusern und Kliniken.
Das Schweizerische Bundesdepartment für Gesundheit beauftragte die Basler Werbeagentur cR mit der Planung und Durchführung einer nationalen Aufklärungskampagne.
Von 1991 -1993 arbeitete ich als Grafik Designer und Art Director mit einer ausgewählten Crew kreativer Designer, Illustratoren, Texter und Fotografen an Printkampagen für Plakat-Aussenwerbung, Anzeigenkampagnen in ausgesuchten Printmedien und an umfangreichen Streumedien wie Flyern, Postkarten, Direct Mails und an allem, was für eine erfolgreich durchzuführende Kampagne notwendig erschien. Die STOP AIDS Kampagne der Schweiz genoss unter den vielen nationalen Aufklärungskampagnen aller Staaten, die bemüht waren, diese Pandemie in den Griff zu bekommen, einen ausgezeichneten Ruf und der Erfolg innerhalb der schweizerischen Bevölkerung gab uns recht.
Für die doppelseitige Anzeige in Inflightmagazinen (Balair, Swissair, Swiss) mit den Abbildungen der kleinen Liliputwörternbüchern, deren Bezeichnungsinhalte die wichtigsten Präventionsfragen in vielen unterschiedlichen Sprachen formulierten, gewann eine ADC-Auszeichnung in Silber. Werbung ist das Eine, aber sozial konnotierte Aufklärung- oder unterschiedliche Präventionsinformationen sind eines der spannensten Aufgaben, die man als Kreativer in einer Werbeagentur erleben kann. Meine Arbeit in dieser „Creativschmiede“ hat meine weiteren künstlerischen Projekte stark beeinflusst.
Kunstkataloge werk P2 in Köln-Hürth
Von 2002 bis 2005 habe ich Ausstellungskataloge für das werk P2 und den kunstverein Hürth in Hürth gestaltet und zusätzlich sämtliche Einladungskarten, Anzeigen, Flyer und andere Kommunikationsmittel realisiert. Das werk P2 war eine ehemalige Industriehalle mit außergewöhnlich großer Grundfläche und einer Höhe von mindestens zehn Metern, um auch große Skupturen ausstellen zu können.
In Absprache mit dem Eigentümer Bernd Reiter von der Bernd-Reiter-Immobilien- und Bauträgergesellschaft mbH wurden die Ausstellungskataloge im Format DIN A3 als Kunstzeitungen konzipiert und während der Ausstellungen kostenlos verteilt. Die großzügige Möglichkeit, auf diesem Format gestalten zu können, eröffneten mir Möglichkeiten, die bei handelsüblichen Katalogen im DIN A4 Überformat oder Sonderformat nicht zu realisieren gewesen wären. Leider beendete Herr Bernd Reiter im Jahre 2005 das Ausstellungsgeschehen in Hürth.
WHO IS WHO IN GRAPHIC ARTS
Zwischen 1979 und 1982 habe ich im Verlag de clivo Press in Zürich bei dem Verleger Walter Amstutz, der auch die ersten Graphis Zeitschriften herausgegeben hat, das über 800 Seiten starke Buch WHO IS WHO IN GRAPHIC ARTS als Art Director betreut.
Die Vorbereitungen bis zum Druck dauerten so lange, weil die angeschriebenen und ausgewählten Grafiker, Illustratoren, Animationsfilmer und Karikaturisten aus aller Welt zunächst reprofähige Arbeiten zuschicken mussten. In jenen Tagen, wie sich das anhört, wurden alle Printerzeugnisse zunächst fotografiert oder in einer Lithoanstalt reprografiert, um dann vor dem eigentlichen Offsetdruck die Druckplatten zu belichten und zu ätzen. Ich habe in der Vorbereitung jede einzelne Seite mit den entsprechenden Exponaten mit der Hand zeichernisch als Layout erstellt, um dem Lithografen wie dem Drucker die Anhaltspunkte für die Vermaßung in die Hand zu geben, damit der Druck reibungslos realisiert werden konnte. Das Buch erschien in einer relativ kleinen Auflage und kostete damals ca. 300 Franken. Für mich war das der Karriereschritt zu weiteren guten Erfolgen gegeben.
Kleines Haus für Weltmusik
Neben dem Haus der Kulturen der Welt existierte in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts das „Kleine Haus für Weltmusik“ in Freiburg im Breisgau. Ein Ableger des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin. Der kleine Kulturverein organisierte außergewöhliche Konzerte originärer Musik aus unterschiedlichen Ländern der gesamten Welt. Vom Kathak Tanz über Tibetische Oper, Percussion aus Burkina Faaso und Fusionmusik aus Jazz und Weltmusikelementen.
Ich habe diese Konzerte als Gestalter begleitet und Plakate wie Programme erstellt.