Die Anfänge.
Digital gestaltete Collagen mit eigenen Fotos, die aus über 100 Layern in Photoshop komplex zusammengefügt wurden.
Ich saß in der Regionalbahn zwischen Remagen und Ahrbrück, um nach Mayschoß zu fahren, wo ich einige Zeit gewohnt habe. Mein Blick schien sich wie von selbst nur mit den Schuhen der Reisenden zu beschäftigen und diese Angewohnheit oder auch Marotte pflegte ich schon seit vielen Jahren, weil ich mir einbildete, dass man am Schuhwerk erkennen könne, was mit dem gesamten Menschen los war, dessen Füße in diesen Schuhen steckten. Das erwies sich im Einklang mit der Einschätzung der jeweiligen Person oft als zutreffend, prozentual lag ich des öfteren richtig als daneben. Schuhe drücken sehr viel aus und ich weiß, dass Menschen, die Schuhe bewusst nach bestimmten Kriterien kaufen, sei es aus ästhetischen Gründen oder praktischen, sei es, weil Geld Rolle spielte oder dass Geld eine sehr wichtige Funktion besaß, weil der oder die Träger der Schuhe mit jedem Cent rechnen mussten. Handgenähte Schuhe aus gutem Leder ließen andere Schlüsse zu als abgelatschte Turnschuhe oder dergleichen, die Sneaker genannt werden.
Ich lief durch eine dicht gedrängte Menschenmenge des Marktplatzes von Maastricht und sah nur noch auf die Schuhe der dort hin- und herlaufenden Menschen.
Ich schlenderte durch den Flughafen Düsseldorf, wartend auf einen Flug auf die Kanarischen Inseln und konnte meinen Blick nicht von all den Schuhen der Menschen abwenden. Was ich auch machte, wie ich mich auch bewegte, mein Blick heftete sich immer auf die Füße der vielen hin- und herlaufenden Wartenden
Irgendwann sah ich nur noch Schuhe und Füße und kam auf die Idee, nur noch Füße zu fotografieren. Später begann ich gleichzeitig die Abdrücke der Füße oder der entsprechenden Schuhe auf der jeweiligen Bodenbeschaffenheit aus Sand, Schnee, Schlamm oder Asphalt ebenfalls zu berücksichtigen.
So fing alles an, aber die Füße erschienen mir nach und nach als zu langweilig, weil ich mehr von der mich umgebenden Welt in meine Bilder einfügen wollte. In jeder Phase meines Lebens auf alles neugierig zu sein, was um mich geschieht und in Bildern festzuhalten, erfasste meine Wahrnehmung und ließ mich von diesem Zeitpunkt nicht mehr los.
Es ist immer die unmittelbare Nähe, die mich reizt, unten, oben, links, rechts oder seitwärts. Auf dem Asphalt, auf einem Pflaster, an Wänden, an Bäumen, an Plakatwänden, in Schaufenstern, auf Wiesen und in Wäldern und mitten in einem Pulk von Menschen. Mein Blick schweift immer weiter und entdeckt eigentümliche Environments aus zufällig miteinander korrespondierenden Gegenständen oder lebenden Formen der vielfältigen Flora aus Gräsern, Blumen, Sträuchern, Bäumen, die wiederum mit materiellen Formen aus Stein, Metall, Plastik, Holz oder Blech korrespondieren. Später habe ich jahrelang Museen porträtiert, weil in mir die Idee wuchs, das Gesamtkunstwerk einer eingesperrten Museumssammlung mit all seinen Bildern, Skulpturen oder Enviroments aufzulösen und aus den Räumen in die Freiheit herauszulassen.
Vor zehn Jahren begann ich Städte zu porträtieren, um die Geheimnisse und Absonderlichkeiten der urbanen Wildnis zu suchen und so in den Vordergrund zu stellen, dass sie ein anderes, ein unterschiedliches Bild der üblichen Postkartenszenerie präsentieren sollten. Das brachte mich auf die Idee, das äußere Bild durch geschichtlich wichtige Umbrüche oder Epochenwenden zu beleben, um ein charakteristisches Eindringen in die vergangenen Zeiten zu ermöglichen. Viele erkannten die Städte nicht wieder und schüttelten unverständlich ihre Köpfe, aber einige verstanden, dass eine Stadt kein Klischee einer gewollten Marketinginszenierung für touristische Zwecke ist. sondern ein über Jahrhunderte gewachsene Ansammlung aller Materialien und Produkte, die es auf der erde gibt und aus denen Menschen Formen entwickeln, die entweder dem menschlichen Sein zugute kommen oder nur der Dekoration oder Verschönerung dienen.
Seit 2018 widme ich mich ausschließlich gesellschaftlich relevanten Themen wie der Ökologie, dem Klima und soziologischen Phänomenen menschlichen Zusammenlebens, die unserer Wirklichkeit, die schon morgen Geschichte ist, wichtige, neue Akzente zu verleihen, die wiederum für weitere Entwicklungsprozesse in der Zukunft sorgen. Ein Hauptaugenmerk widme ich dem Kunstfinanzkapitalmarkt, dieser in sich mafiös strukturierten Verbindung aus Sammlern, Auktionen, Galerien, Kuratoren, Kulturjournalisten und Kunstmessen, um Kunst zu Kapital umzuwidmen und einer kleinen finanzkräftigen Elite weltweit künstlerische Arbeiten als Geldanlage zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zu freischaffenden Künstlern und Künstlerinnen, die sich mit großer Leidenschaft in der Hoffnung durchschlagen, einmal entdeckt und gefördert zu werden, arbeite ich hauptsächlich für mich und arrangiere sehr selten Ausstellungen. Ist es Kalkül oder Zufall, welcher Künstler oder welche Künstlerin mit Hilfe der Gnade und Urteilskraft der genannten mafiös agierenden Clique so reüssieren können, um durch den Verkauf ihrer Werke unter gewissen Umständen reich oder wohlhabend zu werden? Mir fallen die Trüffelschweine aus der Galeristenszene ein, die in Kumpanei mit den Kuratoren aus Museen und Kunstvereinen, die Möglichkeit nutzen, Prozesse zu steuern und jemanden nach oben in die Elite der Kunstschaffenden zu hieven. Sind die Kunstwerke einmal auf dem Kunstmarkt angelangt, sorgen Auktionen und Ausstellungen auf Kunstmessen dafür, den Wert der Kunstprodukte permanent zu steigern. In diesem Augenblick erscheinen als Kaufinteressierte die Kapitaleigner auf der Bildfläche, die soviel Geld und Sachwerte besitzen, um jede Kunst der Welt mit einem Fingerschnipsen oder einer Unterschrift ihr eigen zu nennen. Solange die Künstler leben und immer mehr Werke erschaffen und dem Markt zur Verfügung stellen, was wie von allein funktioniert, solange kann sich der Wert eines Kunstwerkes steigern. Das gelingt nicht allen Kunstschaffenden, weil der Markt eigene Gesetze hat, volatil ist und immer wieder nach neuen Akzenten der zeitgenössischen Kunstproduktion Ausschau hält. Es gelingt nur wenigen Künstlern oder Künstlerinnen als Ikonen ihrer Zeit und deren zeitlich begrenzten Perioden in die Geschichte einzugehen. Wer einmal im Olymp des Kunstmarktes angekommen ist, kann bei guten Bedingungen zwar reich werden, aber mit der Zeit auch in Vergessenheit geraten. Wir beobachten seit Ende des zweiten Weltkrieges, also über eine Zeitspanne von 75 Jahren, dass manche Kunstschaffende völlig aus der Öffentlichkeit der Kunst- und Kulturszene verschwinden.Einige Bilder oder Skulpturen der klassischen Moderne verschwinden für immer in den Tresoren von Oligarchen, Ölscheichs, Digitalmilliardären und chinesischen Rembimbimparvenüs. Aber die Kunst, gleichgültig wie sie sich in der Öffentlichkeit zeigt oder wie bekannt sie geworden ist, wird die Namen der gierigen Raffer und Kapitalisten überdauern, weil sie immer und ohne Ausnahme in jeder Art der Gestaltung einzigartig ist und weil die Frauen und Männer, die sie geschaffen haben, sich selbst und die Kultur einer Gesellschaft entscheidend prägten. Dementsprechend ist es kein Qualitätsurteil, wenn die Werke eines Künstlers oder einer Künstlerin zu deren Lebzeiten unbekannt geblieben sind, denn im Prinzip der Wahrhaftigkeit ist jedes Kunstwerk gleich welcher Art auch ein Baustein kultureller Entwicklungen und prägt in irgendeiner Weise das Bild einer Epoche.
Meine Arbeitsweise
Mit drei kleinen, aber qualitativ hochwertigen digitalen Systemkameras schieße ich je nach Speicherchipgröße ohne vorherige Notizen oder einem vorgefertigten Plan bis zu 2000 Fotos bei einer Session, bei der ich etliche Kilometer zu Fuß zurücklege. Diese Bilder übertrage ich noch vor Ort auf mein macbook und bearbeite sie anschließend Bild für Bild im Photoshop – einige schon auf Reisen andere zuhause über den großen 27 Zoll Rechner im Atelier.
Die von mir stimmungsunabhängigen oder aber projektgebundenen Fotos werden dann als Einzelbilder auf einen vorher verdichteten Hintergrund aus vielen ineinander verwobenen Fotoschichten übertragen, die immer groß genug sind, um alle Details bei näherer Ansicht erkennen zu können. Diese mittleren oder großen Tableaus zwischen 150 x 120 cm bis zu 350 x 220 cm oder größer, werden in dem leistungsfähigen Rechner iMac 27 1:1 erstellt, was während des Arbeitsprozesses Größen bis zu 30 GB bei ca. 180 dpi RGB ausmacht. So gestalte ich in einer Photoshopdatei manchmal mehr als 300 Ebenen. Ich verfremde fast alle Bilder durch Filter oder Farb- bzw. Schärfekorrekturen, fertige Freisteller an, zeichne digital über ein Wacom-Tablet Illustrationen und komponiere so aus allen Bildern eine großformatige digitale Collage.
Es ist mir zu Beginn eines jeden Arbeitsprozesses gleichgültig, ob die Bilder unscharf oder verwackelt sind, weil das auch Teil meiner Arbeitsweise und meiner ästhetischen Philosophie ist. Sehr oft sorgen gerade diese Fotos für Spannung und Leben und verleihen der gesamten Gestaltung eine authentische Form. Ich fotografiere alles, was mir erwähnenswert erscheint, alles, was andere nicht bemerken oder nicht wahrhaben wollen oder schlicht und einfach übersehen. Gerade das scheinbar Unwesentliche, Nebensächliche, vermeintlich Selbstverständliche reizt mein Auge und meine Wahrnehmung.
Sobald alle Fotos innerhalb des Tableaus ihren Platz gefunden haben, füge ich Schriften, Ikons, grafische Elemente oder hin und wieder Schlieren, Flecken und Verfremdungen hinzu. Diese hinzugefügten Elemente korrelieren inhaltlich mit dem Sujet des von mir entworfenen Bildes.
All diese Bilder entstehen ausschließlich durch die Fotografie und am Computer und es wird vor der endgültigen Drucklegung kein Probedruck angefertigt. Durch den großen Bildschirm und die Möglichkeit alles bis zu 800% zu vergrößern, wird das Arbeiten für das viel größere Endformat ermöglicht. Erst wenn ich mir sicher bin, dass das Bild vollkommen oder stimmig ist, drucke ich das gesamte Bild als tif-Datei über einen Großplotter aus.
Das ist meine Arbeitsweise und ich erkenne von Bild zu Bild, dass sich immer neue Perspektiven und Möglichkeiten der digitalen Collagierung ergeben. Nach einem Druck ziehe ich die Bilder auf große Dibond- oder Kappaflex- bzw. Forexplatten auf. Eine überzeugende Alternative wäre, alle Bilder digital zu belassen und sie nur über riesengroße Flachbildschirme in einer sich ständig bewegenden Diashow dem Publikum zu demonstrieren.
Ein Bild aus dem Luberon oberhalb von Les Beaux des Akpilles. Der Fuß gehört zu P., die gerne barfuß über Wiesen lief, ich habe alles konstruiert und die gesamten Fußabdrücke entstanden im Berginneren des Les Beaux Spektakelraumes, die eigentlich Hallen sind und auf der Höhe der Falaise de la Madame bei Lioux. Der Fuß kroch am Flughafen Montpellier auf den Datenchip.
Das Frauenmuseum veranstaltete ein Recyclingmodenschau der Studentinnen der Modeklasse Werkschule Münster und ich habe mit wenig Geld einen schönen Katalog produziert - Schrottfiguren von H.A.Schult und Dekoration im Bonner Shop Der Name Zessibong ist eine Kreation von mir. "Zessibong" meint natürlich C´est ci bon und das ist oder war ein Modeladen mit Krimskrams beim Beethovenhaus in Bonn. Ich habe einen großen Fisch als Blickfang gewählt.
Da gibt es eine psychosomatische Klinik der Batmherzigen Brüder und dort weilte ich fast 20 Wochen 1994 und diese Hilfe hat einen Gesinnungswandel und eine Veränderung meiner Sicht auf meine Umwelt bewirkt. Dafür bin ich dankbar.
Die Komposition gehört noch zu der ersten Idee, kleine Fotovignetten aneinanderzureihen und mit einem großen Eyecathcer zu kombinieren. Szenen aus Palma und aus der Calle Mas
Das war sehr mühsam, weil alle Tapeten runter mussten und es ein Heidenarbeit war. Mein Sohn Florian und mein Freund Costa haben mir geholfen. Zwischendurch habe ich an einer Vernissage in Brühl im Kunstverein viele Fotos geschossen. Ich glaube, dass ich auch zu dieser Ausstellung einen Katalog entworfen und produziert habe.
Im Fernsehen habe ich eine Fernsehshow mit dem schleimigen und unverschämten Dieter Bohlen gesehen und dachte, wenn es soweit ist, dass sich Menschen dermaßen benutzen und fertig machen lassen, dann ist das Ende der Kultur erreicht. Es sollte noch schlimmer kommen und die Kultur ist schon lange am Ende.
Beginn der Darstellungen von Museen mit der Idee, das Innenleben des Hauses nach außen zu bringen. Dass die Stadt Bottrop ihren berühmten Sohn Albers dieses Museum gewidmet hat, finde ich einzigartig, denn Albers ist einer der Wegbereiter moderner und gegenstandsloser Kunst in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, der zusätzlich Vorbild und Lehrer vieler jüngerer Künstlerinnen seitb den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war.
eil dieser im Prinzip außerordentlich schöner Kunstausstellungsort ausgerechnet auf dem Gelände einer Raketenabschussbasis entstehen konnte, verdanken wir der Fondation Langen. Allein das Herzstück, die Ausstellungshalle, die vom japanischen Architekten Tadao Ando. Der Wiederspruch zwischen friedliebender kunst und tödlichen Fernlenkwaffen hat mich dazu verleitete, dieses Bild so zu gestalten. Hier wurden Nike-Hercules-Raketen gelagert und hätten im kalten Krieg durchaus zum Einsatz kommen können. Das gesamte Gelände ist ein Gesamtkunstwerk auf den Grundmauern des Krieges. All das habe ich verarbeitet. Wichtigster Architekt war Erwin Heerich, der zusätzlich die Museumsinsel Hombroich gestaltet hat, die nur wenige Kilometer entfernt liegt. Inzwischen hat auch Thomas Schütte zwischen diesen beiden Orten sein eigenes Museum errichtet.
Walter Benjamin floh vor den Nazis nach Frankreich, wurde bei Kriegsbeginn oder dem Überfall der Nazis auf Frankreich in les Milles bei Aix en Provence interniert. Jude und Deutscher zu sein, war in jenen Tagen eine lebensgefährliche Lebenssitituation. Benjamin floh, als die deutschen Militärverbände nach Süden rückten und wollte dann über die Pyrenäen nach Spanien bzw. weiter nach Portugal fliehen, um in Lissabon möglicherweise nach den USA zu gelangen. Francos Regime verweigerte die Einreise, aber er war schon in Port Bou hinter der Grenze. Nicht ein noch auswissend und ohne Hoffnung brachte er sich im Hotel um. Dani Karavan, der israelische Künstler schuf ein Mahnmal für Benjamin mit der Treppe ins Nichts. Wir waren dort.