Wolfgang Neisser

Collposing Art

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Frei flottierende Samstagsgedanken zwischen Fliegen und dem polnischen Supermarkt MLECZKO

Nur Fliegen ist schöner, hieß es vor fast fünfzig Jahren, als die Werbestrategen von Opel ihren schnittigen Sportwagen GT nach dem Vorbild von Porsche, Mustang, Alfa Romeo Spider und ein wenig Ford Capri für den Markt der deutschen Autonarren konstruierten, der mit viel windschnittiger Eleganz und reichlich Motortuning so gar nicht Deutsch einherkam. Wer einmal vor vielen Jahren in dieser Haifischflunder gesessen hat, dachte wirklich, dass er bei Tempo 180 und mehr schon über den Wolken schweben würde.
Das ist Geschichte und Fliegen war damals für mich ein ambivalent verlockendes Traumgebilde zwischen Angst und Abenteuer, zwischen Zittern und Staunen. Erst flog ich für 34 DM von Hannover nach Tempelhof hin und zurück, wobei der Sturzflug über Neukölln auf die Landebahn in Mauernähe meinen Magen hob und senkte, wie einige Luftlöcher mich traktierten und ich mich daraufhin vehement gegen eine Kotztüte wehrte, was mir auch gelang. Dafür soll ich eine grünliche Gesichtsfarbe angenommen haben, wie mir die abholende Freundin mit einem herzhaften Lachen beibrachte Bald darauf flogen ein Freund und ich nach Mallorca und in einem Duty-Free-Shop in Frankfurt deckten wir uns mit reichlich Whisky und Gin ein, um den ersten und letzten Pauschaltrip meines Lebens gut überstehen zu können. Die Pulle Bourbon war fast leer und wir waren nahezu voll, so dass ich fast die Gangway heruntersegelte, wenn mich ein anderer Passagier nicht festgehalten hätte.
Mallorca war damals El Arenal und ein kleines Hotel unmittelbar an der Küstenstraße in Richtung Cala Figueira, die aber als abgesperrtes militärisches Übungsgebiet deklariert war. Danach habe ich fast zwanzig Jahre keinen Flieger mehr bestiegen und wurde erst 2003 zu einem längeren Trip nach Teneriffa und Gomera per Aeroplan überredet. Diesen Flug habe ich im wahrsten Sinne des Wortes durchgehalten oder wie meine Oma immer sagte, lebend durchgemacht. Aber Durchgehalten ist der richtige Gefühlszustand, weil ich mich in den vier Stunden krampfhaft an allem festgehalten habe, was von meinen Händen zu erreichen war, ohne dass ich in Gefahr geriet, einen Satz Ohrfeigen oder Schlimmeres einzukassieren. Mein Zustand befand sich in zehntausend Meter dermaßen zwischen allen Hochs und Tief meiner Gefühlswelten, dass ich mit Schrecken unter mir das weite Meer ortete und über mir die Endlosigkeit des Himmels. Und das alles durch das kleine Bullauge, das zu klein war, um zu gut sehen zu können und mir viel zu groß erschien, um all den Hirngespinsten einen Raum zu geben. Ansonsten versuchte ich, meine Gedanken auf der kleinst möglichen Flamme köcheln zu lassen, um die nicht sehr geheure Suppe nicht überkochen zu lassen. Nach der Landung stieg ich wie betäubt und völlig desorientiert in ein Taxi, das uns, meine damalige Freundin mit mir, nach Los Christianos brachte, wo eine schöne Wohnung auf uns wartete. Kaum durch die Tür, schmiss ich das Gepäckt in die Ecke, entledigte mich meiner Kleidung und fiel in ein Bett und stand vierundzwanzig Stunden nicht mehr auf. Danach hatte der Spuk ein Ende und ich gewöhnte mich allmählich daran, zwar auf festem Boden zu sein, aber mehr als dreitausend oder mehr Kilometer von dem Land entfernt zu sein, das ich nicht liebte, das mir aber ein gewisses Sicherheitsgefühl vermitteltete, auch wenn ich derartige Gefühle permanent anzweifelte.
Danach flog ich immer wieder allein nach Palma zu meinem Freund Hans und seiner Frau Linita und in Sachen Kunst und Kultur mit Eva nach Wien, Bilbao, Madrid, Lisboa, Barcelona, Marseille, Athen und Palermo und alle zwei Jahre nach Venedig zur Kunstbiennale. Die alte Flugangst war der Routine gewichen wie dem Sextaner-Gymnasiasten nach der zweiten Lateinklassenarbeit ein Aufatmen durch den Körper strömt, weil er festellt, dass er nicht im Boden versunken ist.
Seit der Pandemie bin ich nicht mehr geflogen, aber auch wenn wir schon eine Abschiedstournee unserer Kulturreisen angekündigt und vollzogen hatten, gab es das verlockende Angebot, nach London zu reisen. Eva war schon vorher allein

in Palermo und Athen gewesen, weil ich krankheitsbedingt derangiert war. Jetzt also London und bis kurz vor der Abreise war mir das ziemlich gleichgültig, weil ich so viel zu tun hatte, dass ein Denken daran nicht ins Repertoire passte. Im Flugahfen dachte ich vornehmlich daran, mal wieder rauszukommen, auch wenn wir zwischendurch mit dem Auto an der Adria bei Menton, in Guingamp in der Bretagne und in den Vorpyrinäen bei Pau und später im Languedoc in Beziers die sogenannten Winter-Frühlingreisen vollbrachten oder einem pathologischen Wintereskapismus frönten.
Die Zeit der Flugangst ist vorbei, je näher man sich den in den unendlichen Höhen befindet und hin und wieder von endlichen Fragen aus irgendwelchen Bereichen der Großhirnrinde belästigt wird. Aber wie die Flugkapitäne zu sagen pflegen, bislang ist keiner oben geblieben. Ein Wunsch ist schon lange offen, einmal sich vom Wind in einem Heliumballon forttragen zu lassen. With no particular place to go.

In Slough haben wir bislang nur den Bahnhof, den Weg zum Bahnhof und unsere Straße die Wexham Road mitbekommen. Aber unsere Straße ist so ein vielfältiger Kosmos aus unterschiedlichen Eindrücken und Verblüffungen, dass es uns bisher gereicht hat, abends nach getaner Erkundungstour durch Londons Museen und allen Kunstaktivitäten, die gesehen werden müssen, einfach nur einzukaufen, um in unserem schönen Apartment einen ruhigen Abend mit einem Mahlrezept aus irgendeiner Ethnie, die auf der Wexham Road vertreten ist ausklingen zu lassen und dann noch ein paar Zeilen oder Seiten zu schreiben. Die Bilder in den Kameras müssen auf das Macbook übertragen werden und die Batterien oder Akkus brauchen neue Energie. Um zu wissen, welche Fotos zunächst für einen Blog zu gebrauchen sind, schaue ich mir die Fotos im Schnelldurchgang in der Bridge an und sortiere oft schon einige heraus, die mir gelungen erscheinen. Diesmal habe ich nichts Lesbares mitgenommen, weil ich ohnehin die ZEIT und den Spiegel online lese, auch die taz, uebermedien, ruhrbarone, republica als Blogs. Wenn ich etwas nicht weiß, stöbere ich so lange in den Suchmaschinen herum, bis ich es gefunden habe. Wenn ich an frühere Zeiten denke, als ich auf Reisen manchmal Kladden vollgeschrieben habe, erscheint mir diese Zeit wie das Sein in einer Mönchszelle, denn meistens setzte ich mich in ein Lokal oder ein Kneipe, setzte mich in irgendeine Ecke, wo ich die Eingangstür im Blick hatte, und kritzelte in meiner Sauklaue Semiphilosophisches, assoziative Narreteien oder irre Ideen auf die linierten Blätter der schwarzen Hardcovertagebücher, deren Rückeneinband leuchtend rot gefärbt war.

Das macbook ist eine große Hilfe und wenn ich jüngeren Menschen erzähle, dass ich meinen ersten Mac schon 1989 gekauft habe und dieses sogenannte Mäusekino – Apple Mac SE – mit einem 11 1/2 Zoll Display und 20 MB Festplatte auch mit auf Reisen nahm, werde ich verwundert und ungläubig angesehen. Wenn ich darüberhinaus erzähle, dass ich immer noch Macbook 170 aus dem Jahre 1994 besitze, mit dem ich schon grafisch arbeiten konnte, kommt es mir vor, als würden die Zuhörer glauben, dass ich Märchen aus 1000 und einer Nacht von mir geben. Dieser schöne und kompakte Schlepptop verfügte über eine unten mittig angebrachte Mauskugel, die perfekt funktionierte, um den Cursor mit leichten Drehbewegungen in das Terrain des Displays zu ordern, wo ich ihn für eine Operation brauchte. 2004 kaufte ich mir das erste ibook in strahlend weiß und wurde auf Bahnhöfen oder in Lokalen wie ein Außerirdischer angeglotzt, weil die meisten so etwas noch nicht gesehen hatten und ich vermute, auch nicht glauben konnten, dass dieses flache weiße Etwas zu irgendetwas taugen könnte. Wenn ich Zug fuhr, richteten sich schnell alle Blicke auf mich, auch wenn Windows-Laptops schon viel häufiger verkauft wurden als Macintosh-computer. Aber das weiße, im Licht strahlende kleine Gerät stach heraus und zog sofort alle Blicke auf sich. Dieses ibook konnte schon fast alles, was auch an den Grafikprogrammen von Adobe und Macromedia lag, und diente mir vor allem der Vorbereitung für wichtige Arbeiten, die später auf einem G4 oder G5 und noch später mit dem Mac Pro im Atelier final erledigt wurden. Inzwischen arbeite ich schon mit der dritten Generation eines Powermacs 27 Zoll in der dritten Generation von 2017. Die Entwicklung geht weiter und bald sprechen wir unsere Texte wahllos in den Raum und werden irgendwo von einem Microphon ausgezeichnet und auf Befehl hin formatiert. Die Zukunft will schon ins Denken kriechen, um es dann in Materie zu verwandeln. ChatGPT habe ich ausprobiert und es funktioniert fantastisch, aber wie umgehen mit dieser Teufelserfindung. Wenn nicht bald strikte Regeln durch Fachmenschen der Politik und der Kommunikationswissenschaft in Kraft treten, werden sich die Kriminellen und Diktatoren dieser Welt dieses neuen Mediums bemächtigen und was dann geschieht, mag sich keiner ausdenken, auch weil die Zögerlichkeit und die Ergebnisfindung in demokratischen Prozessen immer wieder als allzu lähmend herausstellen und immer hinter den bösen Buben und Mädels hechelnd hinterherhetzen. Genug der Computerei, weil ich auch weiß, dass sich viele Menschen, die eine solche Apparatur ihr eigen nennen, noch nicht einmal in den Basics auskennen, geschweige denn die unermesslichen Möglichkeiten dieser alles andere in den Schatten stellenden Maschine mangels Wissen ausschöpfen können. Aber vielleicht ist das auch gut so, dann kommen sie nicht auf dumme Gedanken.

Zurück zu unserer Wexham Road. Habibi Hair & Styles, indische Snacks, pakistanische Sammelsurium Kramläden, Internetcafés, Elektronikhändler, die fast alles haben, was im Haushalt und in der Computerei als Periphergeräte- oder verbindungen gebraucht werden, Gemüsestände, Shishaedelbuden, Restaurants, deren Besitzer meistens Inder, Pakistani oder Srilanker sind und MLECZKO, der polnische Supermarkt, das Wunder der Genüsse, die letzte Bastion des EU-Kontinents auf dem Brexitplaneten. Mleczko bietet fast alles an und fast alles kommt per Lkw direkt aus Polen. Die Produkte sind meistens ausschließlich polnisch beschriftet und nur wenige zeigen in einer englischen Übersetzung, was die Wundertüte dem rätselnden Einkaufenden bieten könnte. Aber wer Einkaufen gewohnt ist, findet immer heraus, was angeboten wird. Allein die Fleisch- und Wursttheke lässt Kontinentaleuropäer innerlich aufjauchzen, so viele unterschiedliche Würste kann er in Deutschland auch nur in einem polnischen Geschäft gesehen haben. Krakauer in allen Variationen und an der Fleischtheke ist auf jeden Fall mehr frisch Geschlachtetes zu sehen als in jedem deutschen Discounter. Die geräucherten Makrelen im Stück, also mit Haut und Flossen wecken mein besonderes Begehr und ich sage euch, so guten Räucherfisch habe ich in deutschen Landen noch nicht gegessen. Die Ostseeanrainer beherrschen das Räuchern von Fischen und gestern Abend haben wir uns ein leckeres Mal aus zwei Mackerels mit Kartoffeln und einem Tomatensalat schmecken. ich habe eine leichte Knoblauchsauce angerührt und dieses Abdenessen wurde zu einer Schmauserei der osteuropäischen Haute Cuisine, um euch ein wenig den Mund wässrig zu machen. Pirrogen und andere teigtaschen, eingelegte Gurken und Knoblauch, getrocknete Tomaten, getrocknete Apfelscheiben, Marmeladen, die in ihrer Konsistenz und ihrem Geschmack mit unseren Produkten gleicher Machart nicht zu vergleich sind. In den Spirituosenregalen stehen mindestens 10 Vodkasorten, von denen ich mit Namen keine einzige kenne. Polnisches Bier und Liköre stehen gleich nebenan. Der Hefezopf ersetzt die nicht zu vorhandenen Brötchen oder Croissants, die, wenn überhaupt, nur für teures Geld in Londoner Spezialbäckereien zu bekommen sind. Na ja vielleicht existiert auch in Slough eine derartige Backstube, aber das wage ich zu bezweifeln. Auf der Wellington Road, einer stark befahrenen Verbindungsstraße nach Heathrow stehen die Supermärkte Tesco, Sainsbury und Queensmere unmittelbar hintereinander. Beim Eintreten von Tesco eröffnet sich ein riesiger Raum, in der Größe nur vergleichbar mit einem Lelclerc einer mittelgroßen französischen Stadt. Aber da ist tote Hose, anscheinend gibt es alles zu kaufen, aber die Atmosphäre erinnert mich an ein IKEA-Warenlager, wo die Kunden kopflos herumirrend, ihre Regalbretter, Rückwände und Seitenteile zusammensuchen. Nach einem Schnelldurchgang weiß ich, dass dieses Geschäft keine Freude an meinem kaufwilligen Geld haben wird und dränge Eva nach draußen, um wieder zu Mleczko zu gehen. Die ausschließlich polnischen Bedienungen und Kassirerinnen sind polnische Frauen und Männer, die eine Freundlichkeit ausstrahlen, dass man gleich noch eine Runde durch die Regale drehen möchte, um noch dies und das in den Einkaufskorb zu legen. da ich in Spermärkten und Geschäften dazu neige, das kühle Verhältnis zwischen Kunde und Angestellten mit ein wenig small talk aufzulockern, stoße ich hier auf Gegenliebe und so ergibt sich immer wieder ein verbindenes aber unebedeutendes Schwätzchen über die Choses de la Vie oder wie der Pole sagt: Rzeczy życia.

Um zu verstehen, warum es überhaupt polnische Spezialläden in UK gibt, muss der interessierte Mensch die Jahre zurückschrauben und die Zeit der EU-Mitgliedschaft analysieren. 2017 gab es über eine Million Polen in Greater Britain, aber nach dem Brexit sank die Zahl der polnischen Arbeitsbevölkerung auf unter 700.000 Menschen. In einem aktuellen SPIEGEL Beitrag äußern sich Polen und Polinnen enttäuscht und auch verbittert, weil viele sagen, dass sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden und lieber nach Polen zurückkehren, als im Land des Ausländerbashings zu bleiben. Die Polen waren die zweitgrößte Migrantencommunity im Land und wer sich an die Hetzparolen der Politkriminellen Farrage und Johnson erinnert, weiß, dass nach dem Brexit gerade die osteuropäischen Arbeiter vornehmlich aus Polen zum Teufel gewünscht wurden. Man vergaß allerdings, dass die polnischen Arbeitskräfte dringend gebraucht worden waren, weil gerade im Transportwesen und im Wohnungsbau mit allen dazugehörigen Gewerken Arbeitskräftemangel herrschte und entsprechend ausgebildetete und dringend notwendige Facharbeiter überall fehlten. Aber die Polen sagen selbst, dass sie einen sehr großen Durchhaltewillen und über eine starke Widerstandskraft verfügen, was nicht verwundert, wenn man daran denkt, wie oft das Land zwischen dem Deutschen Reich oder den Nazis, den Habsburgern und den Russen oder Sowjets zerdrückt und zerrieben wurden. Die Briten scheinen vergessen zu haben, dass es polnische Brigaden waren, die im Zweiten Weltkrieg entscheidend an deren Seite viele Opfer brachten, um die deutschen Truppen zurückzutreiben. besonders ein Ereignis lebt im Herzen aller Polen weiter, als es die britisch-US-amerikanische Armeeführung den Monte Cassino eroberten und diesen Hügel der blutigen Stiefel nach entsetzlichen verlusten in Besitz nahmen. Danach entwickelte sich der Feldzug durch Norditalien zügiger und rieb die deutschen Truppen mit den Resten eines faschistischen Todeskommandos noch vor den Alpen auf. es ist Samstag und gegen Abend werde ich wieder zu Mleczko gehen, um für eine gutes Nachtmahl zu sorgen.

Es ist immer noch recht warm und immer noch nicht funktioniert das Verhindern des Geoblockings. Ich verstehe nicht, was sich ZDF und ARD für Hirn zermartende Gedanken ergrübeln, dass kein Deutscher im Ausland und schon gar nicht in UK, wo die wohnen, die von der EU nichts mehr wissen wollten und die Ursünde des Brexit begingen, keine Sendungen zu sehen sind, die mich als Fußballfan begeistern. Es geht nicht um Pornos oder Gewalt verherrlichende Filme, sondern es geht um Fußball, Radsport, Leichtathletik und um Talksendungen oder um Dokumentarfilme, zumindest bei mir. Heute spielen die Damen das Championsfinale in Eindhoven. Wolfsburg gegen Barcelona, ein absoluter Livehit. Mir erschließt sich nicht, warum ich als Fernsehgebühren zahlender Bürger diese Live-Übertragung im Ausland nicht sehen kann. Haben die Angst, dass sich irgendeine Spielerin entblößt oder im Zweikampft entblößt wird? Denken immer noch irgendwelche Programmpatriarchen, dass der kampfbetonte Männersport nichts für Frauen ist oder dass die weibliche Zierde in einem körperbetonten Wettkampf flöten gehen würde? Um 19:25 spielen die Männer und ich ahne schon, dass mir dieses Vergnügen, wie zwei zweitklassige Teams aus Frankfurt-Main und Leipzig Red Bull um den großen Goldpott fighten, ebenso verwehrt wird.

Dafür habe ich mich ins Einkaufsgetümmel auf der Wexham Road gestürzt und musste nach fast 2 Stunden einsehen, dass in der polnisch, indisch, pakistanisch besetzten Zone von Slough nirgendwo ein gutes Old English-Jam mit Schalenstückchen zu bekommen ist. Ich weiß nicht mehr in wie vielen Läden ich herumgestöbert, gefragt und ergebnislos wieder herausgegangen bin, aber ich wusste nach dem Supermarkt mit dem Namen „Food you can trust“, sehr genau, dass in diesem Teil Sloughs die Frage nach der Orangenkonfitüre nicht beantwortet werden würde. Als ich nach Basmati-Reis fragte und der Verkäufer mir eine 2 kg Packung hinhielt und ich sagte, dass diese Menge zuviel für mich sei, zeigt er auf 1 kg Packung und als ich wieder verneinte kaufte ich endlich die angebotene 500g Portion. Sein Kommentar war eindeutig, indem er mich wiederum fragte, ob ich denke, dass ich davon satt werden würde. Guter Mann, denke ich, der Mensch lebt in unseren Breiten nicht vom Reis allein und gerade Inder, Sikhs und Pakistanis müssten das sehr genau wissen, wenn sie ich an ihre Heimat- oder ursprungsländer erinnern. Auch wenn ich wie ein Rennpferd geschwitzt habe, dass nach 1500 Metern endlich über die Ziellinie gallopiert ist, war ich irgendwie zufrieden mit mir und werde mir die fuckin Old English jam irgendwo in London besorgen und wenn ich dafür ins Harrods stiefeln muss.

Die Straße als Microkosmos der Globalisierung mit Schattenseiten gefällt mir sehr, es ist bunt und wuselig und ich vergesse ALDIland, Edekanien und Rewenien, ohne irgendeinen Anflug von Phantomschmerz zu spüren. Also zu Mleczko und  da fand ich alles, was ich für mein Hühnercurry haben wollte. Das Curry schmeckte ganz fanstastisch und ich werde mir in den nächsten Tagen alle Suchspiele verkneifen und gleich zu Mleczko gehen. Die verstehen mich, die kennen mich und die scheinen mich als Niemiec inzwischen zu mögen. Lange lebe Mleczko.